„Das Schöne an der Technik ist, dass man sie überall findet.“
Als Automobilingenieurin hat Laila Schmied schon früh gelernt, nach vorne zu schauen und den Fokus auf die Lösung des Problems zu legen. Im Interview erzählt sie, wie sie das geprägt hat, wie es für sie ist als einzige Frau in einem Team und von wem sie unterstützt worden ist auf ihrem Berufsweg.
Beschreibe uns in drei Sätzen deinen Arbeitsalltag.
Ich arbeite in einem Team, das mittels Diagnosefahrzeugen Daten für die Überwachung der Infrastruktur des Schweizer Bahnnetzes liefert. Dort kümmere ich mich hauptsächlich um Messsysteme im Bereich der Fahrtechnik. Mein Arbeitsplatz befindet sich teilweise im Büro, teilweise auf dem fahrenden Zug oder auch manchmal in der Werkstatt.
Kannst du dich an ein Schlüsselerlebnis erinnern, welches dich zur jetzigen Berufswahl ermutigt hat?
Während der Matura habe ich die Fahrprüfung gemacht. Dort habe ich bereits gemerkt, dass ich mich nicht zufrieden geben kann mit den Standard-Erklärungen des Fahrlehrers zum Automobil. Ich wollte die Funktionsweise von jedem Bauteil kennen und verstehen. Dass ich später einmal quasi von der Strasse auf die Schiene wechsle, hätte ich damals nie gedacht. Das ist das Schöne an der Technik, man findet sie überall.
Was war bisher dein grösster Erfolg in deinem beruflichen Leben?
Von dem einen grossen Erfolgserlebnis kann ich nicht berichten. Für mich ist es immer wieder ein Erfolg, wenn die Messsysteme zum geplanten Zeitpunkt die nötigen Daten in der gewünschten Qualität liefern. Dahinter steckt sehr viel Arbeit und es benötigt einiges an Erfahrung, manchmal auch etwas Glück.
Und deine grösste Enttäuschung oder «Niederlage»?
Zum Glück kann ich auch hier nicht viel aufzählen. Bei meiner Arbeit bin ich abhängig von sehr vielen Faktoren. Da kommt es manchmal vor, dass etwas schiefläuft und der ganze Messtag wiederholt werden muss. Auch wenn man danach reicher ist an Erfahrungen, kann es enttäuschend sein.
Was hast du daraus gelernt? Haben dich diese Erfahrungen weitergebracht? Und wenn ja, inwiefern?
Erfahrungen habe ich mittlerweile viele gemacht. Zum Beispiel, dass eine saubere Vorbereitung schon die halbe Arbeit ist. Auch dass es wichtig ist, bei Fehlern nicht den/die Schuldige:n zu suchen, sondern nach vorne zu schauen und den Fokus auf die Lösung des Problems zu legen.
Hast du Unterstützung aus deinem Umfeld erhalten? Oder gab es auch negative Reaktionen?
An Unterstützung fehlte es mir erfreulicherweise nie, wenn ich auf meine bisherige berufliche Laufbahn blicke. Aber an eine «negative Reaktion» kann ich mich erinnern, wenn man diese so nennen will. Es war während der Lehre. Oft war ich die einzige Frau und bin es im jetzigen Team immer noch. Damals wurde meine Leistung aufgrund meines Geschlechts nicht ernst genommen und entsprechend subjektiv bewertet. Das kam danach zum Glück nicht mehr vor.
Hattest du für deine Aus-/Weiterbildung / aktuelle Tätigkeit ein Vorbild oder eine Person, die dich besonders gefördert hat? Wer war das und weshalb?
Meine Eltern haben mich stets unterstützt, obwohl ich nicht gerade einen klassischen Berufsweg gewählt habe. Als ich nach der Matura eine verkürzte Lehre als Automechanikerin in Zürich gemacht habe, wurde ich von meinem Lehrmeister sehr gefördert. Er mutete mir bereits früh schwierige Reparaturen zu, und so konnte ich mein Wissen und Verständnis schnell ausbauen. Das hat mich motiviert, auf diesem Weg weiter zu gehen.
Wie sieht dein Berufsbild / deine aktuelle Tätigkeit in 5 oder 10 Jahren aus? Wirst du diesen Beruf nach wie vor ausüben?
Der Bereich, in dem ich arbeite, ist sehr wichtig für die Sicherheit und die Verfügbarkeit des Schienenverkehrs. Da wir bereits jetzt ständig im Wandel sind und die Systeme weiterentwickeln, um auf dem neusten Stand der Technik zu sein, wird es die maschinelle Überwachung in 5 bis 10 Jahren immer noch geben. Wenn mir die Messtechnik bis dahin immer noch Freude bereitet, dann wird man mich vermutlich in einem dieser Teams finden.
Laila Schmied (38) ist in Scuol aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach der Matura hat sie in Zürich eine verkürzte Lehre zur Automechanikerin absolviert und danach an der Berner Fachhochschule Automobiltechnik studiert. Aktuell arbeitet sie als Ingenieurin für Mess- und Inspektionssysteme bei der SBB. Laila wohnt mit ihrer Familie in Evilard, in der Nähe von Biel und fährt in ihrer Freizeit am liebsten mit dem Mountainbike durch die Wälder.
Interview: Clelia Bieler, Co-Leiterin Bildungsinitiativen miaEngiadina und Geschäftsführerin Frau MINT