miaEngiadina lädt zur Eröffnung des neuen Mountain Hubs Scuol Bündner Politpersönlichkeiten zur Gesprächsrunde «Inavant Engiadina!» ein. Unter der Leitung von Jon Erni diskutieren die Nationalrats- und StänderatskandidatInnen über die zukünftige Entwicklung des Engadins. Einige Gedanken nehmen wir heute schon vorweg.

Herr Nationalrat Heinz Brand (Klosters), welche Themen sind auf Ihrer Prioritätenliste als Parlamentarier, die für die Entwicklung des Engadins relevant sind?

Der Kampf gegen die Abwanderung in ganz Südbünden steht für mich zuoberst auf der Prioritätenliste. Es muss gelingen, die vorhandenen Ganzjahresbeschäftigungen zu sichern und nach Möglichkeit auszubauen. Unter Einbezug der Digitalisierung sowie einer noch besseren Verkehrserschliessung sollte die damit einhergehende Attraktivitätssteigerung des Engadins sowohl für Zuzüger und Einheimische als auch für bestehende und neue KMU attraktive Tätigkeitsfelder eröffnen und ermöglichen.

Herr Brand, was braucht es konkret, damit sich Bergregionen wie das Engadin gut entwickeln können?

Die Tourismusorte des Engadins brauchen mehr Handlungsfreiheit, damit sie sich entsprechend ihren eigenen Vorstellungen und örtlichen Möglichkeiten weiterentwickeln können. Diese Freiheit ist insbesondere in den Bereichen der Raumplanung, Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative und der Nutzung ihrer touristischen Zonen dringend notwendig. Subsidiär sind auch einfach erhältliche Anschubfinanzierungen sowie Coachings für Jungunternehmer bereitzustellen.


Herr Ständerat Stefan Engler (Chur/Surava), wo sehen Sie die primären Potenziale des Engadins, die verstärkt gefördert werden können?

In einer Kombination von Innovationsgeist, Traditionen und Selbstbewusstsein, die zu einem starken Bündel in Wert gesetzt werden. Natur und Landschaft, Kultur, Bildung und Gesundheit sowie Freizeit sind die Scharniere für ein erfülltes Leben im Engadin.

Herr Engler, welche Rolle spielt die Rhätische Bahn für die zukünftige Entwicklung des Engadins?

Eine Schlüsselrolle in Kombination mit Reiseerlebnissen unterwegs und am Zielort. Bahn- und Veloland Engadin als perfekte Ergänzung.


Frau Grossrätin Carmelia Maissen (Ilanz), wie kann Wirtschaftsförderung für die Entwicklung einer Bergregion am sinnvollsten eingesetzt werden?

Im ländlichen Raum wirtschaften heisst immer auch, gegen das Problem der fehlenden kritischen Masse zu kämpfen. Gute Ideen sind gefragt. Wirtschaftsförderung soll deshalb nicht nur einfach Mittel für Investitionen bereitstellen, sondern personelle Ressourcen, um Entwicklung und Innovation über die Grenzen der Einzelbetriebe hinaus anzuregen.

Frau Maissen, sehen Sie Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen der Surselva und dem Engadin, um voneinander profitieren zu können?

Im Bereich des Wissens- und Erfahrungsaustauschs besteht diese bereits. So wird ein Projekt zur engeren Zusammenarbeit der Gesundheitsdienstleister in der Surselva von den Machern des Gesundheitszentrums Engiadina Bassa begleitet. Solche Möglichkeiten sollten wir noch stärker nutzen.


Frau Grossrätin Franziska Preisig (Samedan), wo sehen Sie das grösste Entwicklungspotenzial für das Engadin?

Das Engadin muss sich weg von der Monokultur Tourismus hin zur wirtschaftlichen Diversität entwickeln. In der wirtschaftlichen Vielseitigkeit liegt viel Entwicklungspotential für die gesamte Region. Die Zeit ist dank der Digitalisierung und vielen anderen Faktoren wie ortsunabhängiges Arbeiten, Lebensqualität im Engadin, Mobilität, gutes Bildungs- und Gesundheitssystem etc. reif dafür. Dabei soll sich das Engadin weniger im industriellen Bereich (Herstellung, Produktion) als vielmehr im Bildungs- und wissenschaftlichen Bereich weiterentwickeln.

Frau Preisig, wie beurteilen Sie die Chancen des Projekts «InnHub La Punt»?

Anfänglich hatte ich Bedenken, dass das Projekt «InnHub La Punt» neben den anderen neu entstehenden Projekten wie das Innauen-Zentrum in Bever und das Einkaufszentrum Porta Cho d’Punt in Sameden langfristig nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Aufgrund des durchdachten Konzepts und den verschiedenen Partnern wichen die Bedenken der Überzeugung, dass der «InnHub La Punt» genau den Impuls zur Umsetzung meiner oben geschilderten Vorstellungen geben könnte.


Herr Andreas Züllig (Präsident Hotelleriesuisse, Lenzerheide), in welche Richtung sollte sich der Tourismus in einer Bergregion wie dem Engadin entwickeln?

Unsere Stärken sind die unglaublich schöne und intakte Naturlandschaft. Ein Hochtal wie das Engadin ist einmalig. Die Hotellerie in Originalhäusern aus der Gründerzeit kann man in dieser Dichte und Authentizität nur im Engadin erleben. Tradition und Moderne. Qualität und Individualität. Das sind die Stärken. Und diese Stärken kann das Engadin weiter ausbauen.

Herr Züllig, welche Chancen bietet die Digitalisierung für den Tourismus in der Schweiz?

Die Digitalisierung sehe ich als grosse Chance für den Tourismus. Wir können uns der Welt so präsentieren, wie wir sind: Die Vielfalt an Erlebnissen und Naturschönheiten, die wir zu bieten haben. In Zukunft können wir für unsere Gäste Angebote massgeschneidert auf ihre individuellen Bedürfnisse zusammenstellen und damit einmalige Erlebnisse schaffen. Vor allem für kleinere und nicht so bekannte Gebiete abseits der grossen Tourismusströme bietet sich die einmalige Chance, auf dem Radar der Individualreisenden zu erscheinen und entdeckt zu werden.

Zur Gesprächsrunde «Inavant Engiadina!» mit anschliessendem Apéro sind die Mitglieder, Kunden, Partner und Freunde von miaEngiadina eingeladen. Die Veranstaltung ist ausgebucht.

Interview: Dr. Béatrice Miller, Leiterin Kommunikation und Bildungsinitiativen bei miaEngiadina