«Wer bleibt, wer kommt zurück, wer zieht hinzu?» Oder anders gefragt: Was motiviert junge Erwachsene, im Unterengadin zu leben? Dies wurde am 5. November 2022 an einer Veranstaltung im Mountain Hub Scuol diskutiert.

Im Auftrag der Regionalentwicklung Regiun Engiadina Bassa/Val Müstair (EBVM) hat die Sozialwissenschaftlerin Sophia Völksen 39 Interviews geführt und dabei untersucht, weshalb junge Leute im Unterengadin, im Val Müstair und in Samnaun bleiben, dahin zurückkommen oder hinzuziehen. Sie hat die Ergebnisse an einer Veranstaltung, die von der Regionalentwicklung Regiun EBVM und von miaEngiadina organisiert wurde, vorgestellt. Interessierte finden die Studie «Die Regiun Engiadina Bassa/Val Müstair als Lebens- und Arbeitsraum für junge Erwachsene» hier.

Positive Rückbesinnung

Für die Studienleiterin Sophia Völksen ist die erstaunlichste Erkenntnis aus der Studie die positive Rückbesinnung: «Ich denke, bei den zukünftigen Massnahmen muss es darum gehen, junge Erwachsene, die zwecks Ausbildung oder Berufserfahrung abwandern, wieder zurückzuholen. Diese haben eine Bindung an ihre Heimat, was in der Regel die Positionierung im Arbeitsmarkt wie auch die Wohnungssuche erleichtert. Ganz zentral ist ein besseres Betreuungsangebot für die Kinder im Alter von 0 bis 5 Jahre wie auch Blockzeiten und Mittagstisch auf Kindergarten- und Unterstufe.»

An der Veranstaltung im Mountain Hub Scuol haben mehrere Personen unter der Leitung von Martina Schlapbach, Leiterin Regionalentwicklung Regiun EBVM, verschiedene Massnahmen diskutiert. Einige wichtige Botschaften finden Sie unten.

Und wie geht es nun weiter? Gemäss Martina Schlapbach wird die Regiun EBVM die Studie im Rahmen der Umsetzung der regionalen Standortentwicklungsstrategie (Agenda 2030) berücksichtigen. «Die Studie bietet erstmals eine empirische Grundlage, um gezielt Massnahmen mit Blick auf junge Erwachsene (18-40 Jahre) zu erarbeiten. Die Erkenntnisse und Empfehlungen der Studie werden in laufende und neue Projekte sowie in die bevorstehende Aktualisierung der Agenda 2030 (Strategieprozess 2023) einfliessen.»

Riet Fanzun von Anna Florin (links) meint: «Damit eine Gemeinschaft funktionieren kann, braucht es eine gute soziale Infrastruktur mit Raum für Begegnungen. Und damit diese Infrastruktur erhalten werden kann, muss genügend bezahlbarer Wohn- und Arbeitsraum für die ortsansässige Bevölkerung sichergestellt werden.»

Für Evi Kusstatscher von Creacumün (Mitte) ist Folgendes wichtig: «Bei der Planung und Umgestaltung der öffentlichen Räume unserer Dörfer soll die junge Generation stärker miteinbezogen werden. Junge Menschen sollen dazu ermutigt werden, diese Räume mitzugestalten und selbst intensiver zu nutzen.»

Jon Erni von miaEngiadina (links) betont: «Wir müssen multilokale Lebens- und Arbeitsmodelle fördern, damit Junge mindestens einen Teil ihres Lebens im Engadin verbringen können.» Er möchte zusätzlich Folgendes realisieren: «Der nächste Schritt von miaEngiadina geht in Richtung eines Third Places für kreatives und handwerkliches Arbeiten, damit junge Menschen ihren Lebensraum mitgestallten können.»

Mitte: Johanna Haller, Società da giuventüna Ardez
Rechts: Martina Schlapbach, Leiterin Regionalentwicklung Regiun EBVM

Margaritta Braumüller-Carl von der Chüra d’uffants (Mitte) ist der gleichen Meinung wie Sophia Völksen (links): «Ein qualitatives hochstehendes Angebot zur externen Kinderbetreuung ist für die Standortattraktivität der Region von essentieller Bedeutung. Wir möchten unser Angebot deshalb noch ausbauen und damit auch einen Beitrag zur Strategie «Frühe Förderung» des Kanton Graubünden leisten.»

Titelbild: Mayk Wendt
Text und Bilder Diskussion: Béatrice Miller, Leiterin Bildungsinitiativen miaEngiadina
Kontakt Studie: Martina Schlapbach, Leiterin Regionalentwicklung Regiun EBVM