Welche Bedürfnisse haben die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer des InnHub La Punt? Die Innovationsexpertin Annina Coradi hat in den letzten Monaten zahlreiche InnHub-Partner zu ihren Ansprüchen und Wünschen befragt und organisiert am 04. Oktober den ersten «Inscunter».

Annina Coradi, du bist Innovationsexpertin und Projektleiterin bei miaEngiadina. Was braucht es, damit im Engadin innovative Ideen entstehen können?

Ideen entstehen im Austausch zwischen Menschen, beispielsweise zwischen Einheimischen und Besuchern des InnHubs. Hierfür braucht es einen innovativen Bewegungsort, eine offene Denkweise und die richtige Infrastruktur. Neben dem Menschen als Inspirationsquelle sind auch die Natur, der Sport und die Entschleunigung wichtige Auslöser für Innovation. Mit dem InnHub möchten wir einen Ort schaffen, der die Bereiche von Arbeit und Freizeit vereint.

Du hast in den letzten Monaten rund 30 potenzielle InnHub-Partner befragt. Welche Unternehmen und Organisationen waren dabei?

Grundsätzlich haben wir zukünftige Nutzerinnen und Nutzer aus vier Hauptbereichen befragt: Tourismus, Sport, Gesundheit und Bildung. Beispielsweise haben wir aus dem Bereich Gesundheit Ärzte, Achtsamkeitstrainer, Yoga-Lehrende und Physiotherapeuten befragt. Die Kategorien haben sich teilweise überschnitten, etwa Gesundheit und Sport oder Sport und Tourismus. Zusätzliche Interviews haben wir im Sinne des InnHubs als Ort der Innovation u.a. in den Zukunftsbranchen Blockchain und Augmented Reality gemacht. Diese Vorgehensweise entspricht einem human-centred Design-Ansatz – die Menschen und ihre Bedürfnisse stehen im Zentrum.

«Oberste Priorität hat die Möglichkeit der Vernetzung.»

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus deiner Bedürfnisanalyse?

Wir haben festgestellt, dass sich die zukünftigen Nutzenden in fünf verschiedene Typen einteilen lassen: Lokale Nutzer, Teams aus Unternehmen, internationale Event-Teilnehmende, Rektoren von Bildungsinstitutionen und Anbieter aus Sport und Gesundheit. Aus diesen fünf Perspektiven lassen sich Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse an die Raumgestaltung ableiten. In den Gesprächen haben sich einige zentrale Handlungsfelder herauskristallisiert: Oberste Priorität hat die Möglichkeit der Vernetzung. An zweiter Stelle steht das Design der Räume und die Architektur. Wichtig ist auch, die Region und die Kultur einzubeziehen.

Was hat dich bei deinen Befragungen am meisten erstaunt?

Bei solch visionären Projekten ist es enorm schwierig vorherzusagen, was in drei oder vier Jahren relevant sein wird. Im InnHub sollte man stets die Fähigkeit zum Experimentieren haben. Hierfür sollten das Gebäude und die Räume möglichst offen, modular und flexibel gestaltet sein und Freiraum für Begegnung, Bewegung und zum Denken bieten.

Was hat dich am meisten gefreut?

Die meisten Teilnehmenden der Vorstudie haben einen persönlichen Bezug zum Engadin, zur Natur und zur Kultur. Diese Beziehung zur Region und die Motivation, das Engadin als zukunftsfähigen und attraktiven Arbeits- und Lebensort zu positionieren, ist toll.

«Schlussendlich machen Menschen den Erfolg des Projektes aus.»

Wie fliessen deine Erkenntnisse in die Planung des InnHubs ein?

Aufgrund der erhobenen Nutzerbedürfnisse haben wir ein erstes Raumkonzept erstellt. Das Raumkonzept beschreibt die Funktionen, aber auch die Atmosphäre und die Ausstrahlung des InnHubs. Ausserdem entsteht ein spannendes Netzwerk, je früher, desto besser, denn die Nutzungsideen existieren ja bereits heute schon, nicht erst wenn das Gebäude steht. Ansprechendes Design, flexible Räume und attraktive Angebote sind wichtige Voraussetzungen, doch schlussendlich machen Menschen den Erfolg des Projektes aus.

Im Oktober lädst du die InnHub-Partner zum ersten «Inscunter» ein. Was möchtest du mit diesen Treffen bewirken?

Damit der InnHub gut in Schwung kommt, braucht es schon heute die Begegnung und den Austausch zwischen Interessierten. Dank einer fantastischen Zusammenarbeit mit dem Lyceum Alpinum wird der erste Inscunter in Zuoz stattfinden.  An diesem Tag gibt es viele interessante Themen zu besprechen und erste Projekte aufzugleisen. Das Engadin ist auf dem besten Weg, zu einem der führenden Innovationshubs der ganzen Schweiz zu werden.

Annina Coradi hat Stadtentwicklung und Soziologie studiert. Anschliessend promovierte sie als Innovationsexpertin an der ETH Zürich (Dr. sc. techn, ETH). Die zweifache Mutter setzt sich mit der Beziehung zwischen Menschen, Organisationen und Architektur auseinander und arbeitet bei Witzig The Office Company. Annina Coradi liebt und nutzt das Engadin als Frei-, Denk- und Naturraum. Sie engagiert sich bei der miaEngiadina Marketing SA als Projektleiterin für die Entwicklung des InnHub La Punt, um neue Formen der Zusammenarbeit sowie Treffpunkte in der Region zu schaffen.

Interview: Dr. Béatrice Miller, Leiterin Kommunikation und Bildungsinitiativen bei miaEngiadina