Viele Menschen sind eng mit miaEngiadina verbunden, sei es als Vereinsmitglied, als Kunde oder als Partner. Heute treffen wir Dr. Pascal Leuchtmann. Der ETH-Wissenschafter und Stadtrat von Schlieren verbringt seine Freizeit oft in Scuol und arbeitet während der Freizeit im Home-Office. Er ist Vereinsmitglied von miaEngiadina und Kunde mit Glasfaseranschluss.

Herr Leuchtmann, seit einigen Monaten haben Sie in Ihrer Zweitwohnung in Scuol einen Glasfaseranschluss von miaEngiadina. Weshalb brauchen Sie schnelles Internet?

Für mich ist es einfach praktisch, wenn ich am Compi nicht lange warten muss. Als Stadtrat von Schlieren muss ich manchmal grössere Pläne online anschauen. Mit einem langsameren Anschluss könnte ich da jedes Mal eine Kaffeepause einschalten. Für meine Zwecke reicht übrigens das kleinste Angebot von miaEngiadina.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?

Beim Telefon und TV ist die Qualität meistens gleich wie früher. Ich erinnere mich aber, dass das Fernsehbild früher ab und zu etwas geruckelt hat. Mit dem Glasfaseranschluss ist das jetzt Geschichte. Besonders angenehm sind die Upgrades von Programmen auf meinem Compi und auf dem Tablet. Das geht jetzt fast so schnell wie in meinem Büro an der ETH Zürich.

Sie sind Elektroingenieur und können uns bestimmt sagen, wofür man die noch schnelleren Angebote von miaEngiadina brauchen würde?

Immer dann, wenn es um grosse Datenmengen geht. Ein konventionelles Fernsehbild mit Tonsignal kann problemlos über eine Kupferleitung geschickt werden. Soll das Video hochauflösend sein, sind es ca. 30 mal mehr Daten. Richtig viel wird es aber, wenn in einem Haus oder Hotel viele Personen gleichzeitig verschiedene Videos anschauen wollen. Dasselbe gilt für Architekten oder allgemein in der Baubranche: Die heutigen interaktiven 3D-Modelle sind enorm datenintensiv.

Es kommt noch ein weiterer Punkt dazu: Bei Videos laufen die Daten praktisch alle in eine Richtung, weshalb ein Grossteil der Kabelkapazität fürs Herunterladen (sogenannter Download) genutzt werden kann. Bei interaktiven 3D-Visualierungen laufen hingegen grosse Datenmengen in beide Richtungen. Hier kann das Kupferkabel an seine Grenzen stossen. Die Glasfaser hat eine viel grössere Kapazität – und zwar in beide Richtungen gleichzeitig.

Sie sind an der ETH Zürich als Forscher für elektromagnetische Felder tätig. Bestimmt verfolgen Sie die intensiven Diskussionen um 5G. Was ist Ihre Haltung zum 5G-Mobilfunknetz?

Hier muss man zwischen verschiedenen Aspekten unterscheiden. Erstens eröffnet der 5G-Standard faszinierende, technische Möglichkeiten. Auf der anderen Seite steht unser Umgang mit diesen Möglichkeiten: Führt er zu Stress oder versüsst er unser Leben? Im Fall von Stress ist das sicherlich hochgradig ungesund. Und dann ist da noch der dritte Aspekt, nämlich die Frage, ob und wie die elektromagnetischen Wellen auf unseren Körper einwirken. Diese letzte Frage ist zwar überhaupt nicht neu, denn alle früheren Mobilfunkstandards arbeiten ebenso wie 5G auch mit elektromagnetischen Wellen. Neu sind jedoch die viel höheren Datenmengen und die zusätzlichen Frequenzbereiche.

Kann denn 5G mehr Daten übertragen als ein Glasfaseranschluss?

Nein, im Gegenteil! Aber die Frage ist eine andere. Bei jedem Mobilfunknetz ist mindestens ein Akteur mobil, und jeder mobile Akteur kann nur durch die Luft, eben mit elektromagnetischen Wellen, erreicht werden. Der 5G-Standard erlaubt eine viel schnellere und obendrein zuverlässigere Verbindung durch die Luft, als es mit früheren Standards möglich war.

Wer benötigt ein 5G Mobilfunknetz? Wo benötigt man es nicht?

Sie brauchen 5G immer dann, wenn sie grössere Datenmengen mobil nutzen wollen. Der neue Standard will nicht nur Handys erreichen können, sondern auch frei fliegende Drohnen oder autonome Fahrzeuge, aber auch Sensoren, die auf Lebewesen oder Gütern angebracht sind, zum Beispiel zur Überwachung von medizinischen Sensoren bei Diabetes-Patienten. Wer solche Dienste mobil in Anspruch nehmen möchte, braucht ein 5G-Netz. Mit «mobil» meine ich übrigens Bewegungen über Kilometer und nicht nur innerhalb der Wohnung.

Schnurlostelefone oder WLAN-Verbindungen sind auch drahtlos, reichen aber höchstens 50 Meter weit. Immer dann, wenn die Anwendung stationär ist, können die Daten ebenso gut über ein Kabel plus WLAN laufen. Wenn aber zum Beispiel in einem abgelegenen Haus weder Glasfaser- noch Kupferkabel oder Telefon vorhanden sind, dann kann dieses Haus allenfalls über das Mobilnetz versorgt werden. 5G brächte in diesem Fall die schnellere Verbindung als 3G oder 4G ‒wenn diese Dienste dann tatsächlich bis zum abgelegenen Haus reichen.

Was ist bei 5G anders als bei 4G, 3G, 2G?

5G kann alles, was auch die anderen können, einfach schneller und zuverlässiger. 5G benützt zusätzliche Frequenzen, einerseits um 700 MHz, was früher zum Beispiel für das analoge Fernsehen verwendet wurde, dann in einer ersten Phase auch höhere Frequenzen zwischen 2 und 6 GHz. In einer späteren Phase, frühestens in einigen Jahren, sollen dann noch höhere Frequenzen im Bereich von 30 bis 50 GHz genutzt werden. Weil diese eine geringere Reichweite haben und speziell in Wänden stärker gedämpft werden, wird es dann mehr Antennenstandorte brauchen.

Interview: Dr. Béatrice Miller, Leiterin Kommunikation und Bildungsinitiativen bei miaEngiadina